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Pinocchio – Der Wert der Wahrheit

von | Jan 18, 2021 | Blick ins Depot, Wissen

„Der Wert der Wahrheit“ – so titelte die Süddeutsche Zeitung gleich am ersten Wochenende dieses neuen Jahres: offensichtlich wird es 2021 gleich drei neue Verfilmungen von „Pinocchio“ geben. Unter anderem wird endlich der Stop motion-Film unter der Regie von Guillermo del Toro in Angriff genommen. Es soll ein „Stop-motion-Musical“ werden, in dem Christoph Waltz, Tilda Swinton und Cate Blanchett mitwirken.

Ein Kinderbuchklassiker

Wir hatten uns schon 2016 mit dem Pinocchio-Stoff in einer Ausstellung beschäftigt. Der Kinderbuchklassiker Pinocchios Abenteuer gilt als einer der wichtigsten Texte der italienischen Literatur. Verfasst von dem italienischen Schriftsteller und Journalisten Carlo Collodi (1862-1890) erschien die Geschichte zunächst als Fortsetzungsroman in einem Kindermagazin. Obwohl kein Theaterstück, ist er wie geschaffen für die Umsetzung auf der Puppentheaterbühne. Denn in dem Roman geht es um die metaphorische Kernszene des Figurentheaters: die Erschaffung und Verlebendigung der Puppe.

Sonderausstellung: Pinocchio und seine Brüder – ein Stück Holz wird lebendig

Die Sonderausstellung im TheaterFigurenMuseum zeigte Pinocchio und andere Charaktere als Stabfiguren, Marionetten und Handpuppen sowie als Helden von (Puppen-)Trickfilmen. Acht Schlüsselszenen aus der Pinocchio-Geschichte stellten wir mit Figurensätzen aus verschiedenen Inszenierungen nach. Dabei lag ein Schwerpunkt auf dem Werk des DDR-Puppenspielers Carl Schröder (1904-1997), für den die Geschichte um den hölzernen Bengel ein Lebensthema war und der dazu auch einen DEFA-Film drehte. Im Nebeneinander der verschiedenen Figurensätze wurde deutlich, wie die Geschichte von Pinocchio die Fantasie der Künstler entzündete – und welches Bild sie von dem kleinen Holzbengel entwickelt hatten. Von der Sonderausstellung gab es eine Verbindung in die Dauerausstellung zu all den „Brüdern im anarchischen Geist“ wie Pinocchios historischen Vorbilder Pulcinella, Kasper, Guignol und Mr. Punch.

Pinocchio und Geppetto in der Sonderausstellung des TheaterFigurenMuseums 2016. Copyright: Olaf Malzahn

Pinocchio als Utopie

Der locker gestrickte Handlungsrahmen von Pinocchio übte schon immer einen großen Reiz auf Künstler und Schriftsteller aus. Die Ausstellung ging im zweiten Teil solchen Umdeutungen der Geschichte vom hölzernen Jungen nach. So inspirierte Collodis Roman den russischen Schriftsteller Alexej Tolstoj zu dem Märchen „Das goldene Schlüsselchen oder Die Abenteuer des Burattino“. In Russland gibt es deshalb einen „eigenen“ Pinocchio namens Burattino. Die Verfilmung des sowjetischen Kinderbuchklassikers durch den Regisseur Alexander Ptuschko wurde in der Ausstellung präsentiert, ebenso wie die originalen Filmfiguren des Bühnenbildners Valentin Kadotschnikow von 1939. Am Ende dieses Films entkommt Burattino mit seinen Freunden im Luftschiff dem despotischen Theaterdirektor – eine überraschende Wendung! Das utopische Potential der Figur Pinocchio konnten wir in der Ausstellung auch in neueren Literatur-Adaptionen (z.B. in der Graphic Novel von Winshluss) bildlich vorführen.

2016 war der Stop-motion-Film von del Toro schon im Gespräch, aber Figuren konnten wir leider noch keine ausstellen; sie wären ein interessanter Kontrast zu den historischen Stop-motion-Figuren aus Moskau gewesen. Umso gespannter sind wir also in diesem Jahr!

Zum Trailer einer der drei hochkarätig besetzen Pinocchio Verfilmungen dieses Jahr:

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